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AutorenbildNadine Nagel

Wie U-Boot Taktik langfristig Ihre Karriere ruiniert



Egal, wie man es bezeichnen möchte, ob U-Boot-Taktik, Ghosting oder einfach Abtauchen. Wenn Kandidaten im Bewerbungsprozess auf einmal nicht mehr erreichbar sind, ist das immer sehr schade für alle Beteiligten. Es wurde Zeit, Geld und Energie investiert, um Gespräche zu führen sowie diese vor- und nachzubereiten. Insbesondere wenn nicht nur das einstellende Unternehmen großes Interesse an einer Zusammenarbeit hat, sondern wenn auch von der Kandidatenseite Begeisterung und der Wunsch nach der Fortführung des Prozesses besteht. Leider gibt es dann immer wieder Personen, die es sich aus unerfindlichen Gründen spontan anders überlegen.

Passiert dies nach dem ersten Bewerbungsgespräch, ist es schade, aber der Aufwand und die Hoffnung auf eine langfristige Zusammenarbeit sind noch nicht zu weit ausgeprägt. Anders ist es hingegen in den Fällen, in denen bereits mehrere Gespräche stattgefunden haben und der Bewerber mündlich vielleicht sogar zugesagt hat.

Noch ärgerlicher wird es, wenn der Arbeitsvertrag bereits unterzeichnet wurde und der neue Arbeitgeber fest mit einem Start des neuen Mitarbeiters gerechnet hat.

 

Es können durchaus Situationen eintreten, bei denen man eine Zusage zurückziehen muss und es gibt spezielle Ereignisse, bei denen man auch Verständnis dafür erhält. Die Schwierigkeit liegt dann weniger in der eigentlichen Absage, sondern vielmehr in der Kommunikation. Insbesondere wenn auf diese gänzlich verzichtet wird. Von einem ähnlichen Fall hat uns zuletzt einer unserer Kunden berichtet.

 

Die E-Mail ist die Absage der Feigen

Nachdem eine Kandidatin mehrere ausführliche und erfolgreiche Gespräche bei einem Unternehmen geführt hatte, waren sich beide Seiten einig den nächsten Schritt in die Zusammenarbeit zu wagen. Nach den entsprechenden Vertragsverhandlungen standen auch alle Rahmenparameter fest und das Vertragsdokument war bereit zur Unterschrift. Auch dies wurde mit beidseitiger Freude und einer positiven Zukunftsvision erledigt.

Etwa anderthalb Wochen danach erhielt das Unternehmen eine kurze E-Mail, in der sie kundtat von dem Vertrag zurückzutreten. Eine Begründung oder nähere Erläuterung fehlte komplett.

Da diese Nachricht natürlich auf Verwunderung stoß, versuchte man sie mehrfach und über verschiedene Kanäle zu erreichen. Leider über mehrere Wochen hinweg erfolglos.

Wenn man vor allem in einer gehobenen Position mit Projekt- und/ oder Personal-Verantwortung nicht einmal den Mut fasst oder den Respekt zollt persönlich mit einem Anruf abzusagen, dann stellt sich der Ausspruch „Die E-Mail ist die Absage der Feigen“ leider als Wahrheit dar.

 

Was Arbeitnehmer eiskalt ignorieren

Aus Unternehmenssicht treten nach so einem Ereignis selbstverständlich einige Herausforderungen auf. So müssen Vorbereitungen rückgängig gemacht werden.

Hierzu gehören

-        die Einrichtung des Arbeitsplatzes

-        die Bestellung von Arbeitsmaterialien wie Elektronik, etc.

-        die Umverteilung der Projekte, die eigentlich für die neue Kollegin gedacht waren

-        die Umstrukturierung interner Prozesse, die extra für die Mitarbeiterin veranlasst wurden (Onboarding, Ansprechpartner, Teamstruktur, usw.)

-        die Kommunikation an die Kollegen, an Partner oder Projektbeteiligte (je nachdem wie tief und lang die Kommunikation bereits ging)

-        und viele mehr

 

Leider sind dies alles Faktoren, die Arbeitnehmer häufig entweder absichtlich ignorieren oder sich erst gar keine Gedanken über die Folgen so einer Entscheidung machen. Und auch hier hätte man die Beweggründe kommuniziert, wäre es möglicherweise nachvollziehbar gewesen und der Eindruck, der bleibt, weniger negativ ausgefallen.

 

Egoistisches Handeln gegenüber anderen

Ein weiterer Aspekt betrifft nicht nur das Unternehmen und seine direkten Mitarbeiter, sondern auch andere Bewerber, denen möglicherweise abgesagt wurde. Natürlich könnte der Arbeitgeber im Anschluss wieder an diese herantreten, in vielen Fällen ist es dann aber entweder zu spät, oder das Verhältnis ist durch die vorhergegangene Absage zu stark angeschlagen. In diesem konkreten Fall war das so: Die Kandidatin, die spontan vom Vertag zurückgetreten ist, hat sich vor zwei anderen Bewerbern durchgesetzt und den einzig verfügbaren Arbeitsplatz erhalten. Den anderen beiden wurde daraufhin abgesagt, mit der ehrlichen Begründung, dass man jemand anderes die Zusage erhalten hat

Nun den Schritt zurückzugehen und zu kommunizieren, dass die „erste Wahl“ im Nachgang abgesprungen ist und jetzt doch Interesse an „Nummer 2 und 3“ besteht, ist nachvollziehbar schwierig. Hätte man nun jedoch eine konkrete Begründung für den Rückschritt der Wunsch-Angestellten, könnte man diesen offen kommunizieren und die Situation entschärfen. Leider wurde diese Begründung aber nie gegeben und sämtliche Kommunikation verweigert.

 

Langfristige Konsequenzen für die eigene Karriere

Doch nicht nur für andere folgen daraus Herausforderungen, die auf die unbegründete Absage und die fehlende Kommunikation zurückzuführen sind. Auch für die Kandidatin selbst wird es künftig zunehmend schwierig werden, in dem Bereich, vor allem auch regional, gute Kooperationen einzugehen. Die Bauwelt ist ein Dorf und vor allem wenn man vorrangig in bestimmten Städten tätig ist, kennt man sich untereinander. So ein Verhalten spricht sich sehr schnell herum. Und dabei geht es gar nicht mehr in erster Linie um den Nicht-Antritt des neuen Jobs, sondern viel mehr um die Art der Kommunikation bzw. der nicht stattgefundenen Kommunikation. Man wird sich in Zukunft zwangsläufig nochmal über den Weg laufen und die ein oder andere Überschneidung bei Projekten oder Aufträgen haben und diese werden nicht ohne eine gewisse Vorbelastung der Beziehung ablaufen. Bei einem erneuten Jobwechsel in der gleichen Region gibt es auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der neue potenzielle Arbeitgeber über dieses Ereignis informiert wurde oder es in irgendeiner Form über Dritte mitbekommen hat. Als Basis für eine Vertragsverhandlung und einen neuen Arbeitsplatz ist das weniger förderlich.


Wenn es sein muss, dann sagen Sie wenigstens richtig ab

Es passieren leider Dinge, die man nicht vorhersehen kann und auf Grund derer man Entscheidungen wie den Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber vielleicht zurückziehen muss. Es ist aber äußerst wichtig diese Entscheidung richtig zu kommunizieren und vor allem zu begründen. Möglicherweise lässt sich dann ein späterer Start vereinbaren, man kann anderweitig nachverhandeln oder wenigstens von Mensch zu Mensch über die Beweggründe sprechen.

Auch wenn es sich dabei um kein angenehmes Gespräch handelt, suchen Sie unbedingt diesen Austausch. Schreiben Sie zusätzlich eine E-Mail, um sich auch schriftlich abzusichern, aber geben Sie auch Ihrem „Fast-Arbeitgeber“ die Chance Sie zu verstehen.

Tun Sie das nicht nur für ihn und seine eigene Organisation, sondern auch für sich selbst. Schließlich kennt man Sie nun und Sie möchten bestimmt auch, dass man nach dieser nicht zustande gekommenen Zusammenarbeit positiv über sie spricht.

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